Karate

Geschichte und Philosophie

Die Sportart Karate wurde ursprünglich auf Okinawa unter dem Einfluß der chinesischen Nahkampfsystheme entwickelt und bezeichnet ein System der waffenlosen Selbstverteidigung bei der alle Gliedmaßen des Körpers als natürliche Abwehr- / und Angriffswaffen eingesetzt werden. In Okinawa gab es drei Zentren der Karateausbildung, die nach den Städten benannte Stile pflegten:
Naha-Te, Shuri-Te und Tomari-te.

Wie andere japanische Kampfformen, z.B. der Schwertkampf und das Bogenschießen, verlor auch Karate seinen vornehmlich instrumentalen Charakter als Kampfweise, als die sicherer werdenden Lebensumstände dies ermöglichten. Der Schwerpunkt des Karate verlagerte sich von dem vordergründigen Selbstverteidigungsaspekt zu einem Mittel für die Entwicklung von Körper und Geist. Aus der Kampfkunst Karate, die das Trainingsziel hatte, den Körper eines unbewaffneten Menschen zu einer eisernen Waffe zu machen, entstand so eine Sportart, die neben der Verbesserung der körperlichen Fähigkeiten vor allem geistige Eigenschaften, wie Selbstbeherrschung und die Achtung der Mitmenschen entwickeln will.
Heute spiegelt sich im Karate, aus dem Japanischen übersetzt als “leere Hand“, fernöstliche Philosophie wider. Karate heißt im wörtlichen Sinn: ( Karate - Übender ) ist waffenlos, seine Hand ist leer. Das “Kara“ im japanischen “leer“, hat hier auch etischen Anspruch. Der Begriff “Do“ wörtlich übersetzt “der Weg“, soll aussagen, das nicht das Erreichen des Endziels Sinn der Übung ist, sondern das stetige Vorwärtsschreiten auf dem Weg dorthin. In der Karateausbildung ist es also nicht vorrangig erstrebenswert, die Technik abbildhaft zu erlernen, um ein guter Kämpfer zu werden. Vielmehr bedeutet die Silbe “Do“, dass jeder seinen individuellen Weg gehen soll und muss, gleich welche physischen und psychischen Voraussetzungen er mitbringt.

Die Schüler sollen bei der Ausübung von Karate erfahren, das alle motorischen Probleme, die beim Erlernen und Verbessern der Karatetechniken auftauchen, durch beharrliches Üben reduziert und wahrscheinlich sogar abgebaut werden können. Es gehört zum geistigen Prinzip des Karate, dass sich der Lernende nicht entmutigen lassen darf, sondern mit Beharrlichkeit, Geduld und Unterstützung durch den Lehrenden an der Vervollkommnung seiner körperlichen und geistigen Fähigkeiten arbeitet. Dadurch gewinnen die Schüler über die individuellen Lernfortschritte, Erfolgserlebnisse, die das Selbstbewusstsein positiv beeinflussen. Schon die alten japanischen Karatemeister, die in unserem Jahrhundert Karate wieder der Öffentlichkeit bekannt machten, legten größten Wert auf solche erzieherischen Aspekte. Nicht die sportliche Auseinandersetzung, sondern die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit, d.h. die körperliche und geistige Vervollkommnung des “ich“, wurde von ihnen hervorgehoben.

Oberstes Ziel in der Kunst des Karate ist weder Sieg noch Niederlage, sondern die Vervollkommnung des Charakters des Ausübenden indem er durch Selbstbeherrschung und äußerste Konzentration die eigene Persönlichkeit entwickelt und entfaltet.
Der Karateka soll sein Inneres von negativen Gedanken und Gefühlen befreien, um bei allem was ihm begegnet, angemessen handeln zu können. Die Achtung des Gegners steht hierbei an oberster Stelle. Karate vermittelt eine ganzheitliche Körpererfahrung durch die Konzentration auf sich selbst und die bewusste Wahrnehmung des Körpers in all seinen Bewegungsmöglichkeiten, in Ruhe und Bewegung sowie in Spannung und Entspannung.

Demzufolge kann diese Zentrierung auf sich selbst und somit auf den Lernprozess zu einer Veränderung des eigenen Körper – und Selbstverständnisses im Sinne einer Do- Orientierung führen. Nicht umsonst wurde Karate in Japan und anderen fernöstlichen Ländern an Schulen und Universitäten gelehrt.
Neben den Zielen wie Selbstverteidigung, Fitness oder Wettkampf sollen auch tiefer liegende Ideen aufgegriffen werden und auf das tägliche Leben übertragen werden. Gerade diese Ansprüche machen Karate für Jung und Alt in der heutigen Zeit sehr attraktiv.

Karate kennt verschiedene Stilrichtungen, wie u.a. Wado-Ryu und Shito-Ryu. Der in Deutschland wohl am weitesten verbreite Stil ist der Shotokan-Stil, benannt nach Gichin Funakoshi, der Begründer des modernen Karate. Er brachte die Kampfkunst im Jahr 1922 von Okinawa nach Japan und unterrichtete sie mit besonderem Augenmerk auf die Schulung des Geistes, des Charakters und die innere Einstellung. Nach ihm ist Karate das richtige Verständnis und der richtige Gebrauch von Karate.
Zu dieser Zeit gab es keine Verbände im heutigen Sinn. Erst im Jahr 1955 wurde die Japan Karate Association (JKA) von Masatoshi Nakayama gegründet. Mit ihm kam der sportliche Wettkampf und das entsprechende Regelwerk. In Deutschland wurde Karate durch Jürgen Seydel im Jahr 1958 eingeführt. Karatemeister wie Nakayama, Kanazawa, Enoeda, Kase, Shirai und Hideo Ochi haben das Karate wesentlich geprägt und sind mitverantwortlich für die Entwicklung in Deutschland.